‚Rom sehen und nicht sterben‘ von Peter Wawerzinek

Ein Gastbeitrag von Patrick Presch Peter Wawerzineks "Rom sehen und nicht sterben" ist ein Roman über die eigene Biografie und die Frage nach Lebenswillen und künstlerischer Identität. Der Autor verbringt als Stipendiat Zeit in Rom, erkundet die Stadt und arbeitet – mehr oder weniger. Die Pandemie, der Verlust wichtiger Manuskripte und eine Krebsdiagnose verändern alles. [...]

‚Zonen der Angst‘ von Michael Roth

Aufgewachsen am Rande der freien Welt wurde Michael Roth zu einem überzeugten Europäer. So lautet sinngemäß die Selbstbeschreibung eines Mannes, der von 1998 bis 2025 direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages war, von 2009 bis 2021 Staatsminister für Europa und zuletzt Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses gewesen ist. Um Roths Stationen nachzulesen, braucht es nicht die [...]

‚Hundesohn‘ von Ozan Zakariya Keskinkılıç

Maşallah, mein Hübscher, mein Schöner. In zehn Tagen, nein, in neun, werde ich dich wiedersehen. Deinen Duft nach Orangen und Meersalz riechen, deine schwarzen Haare berühren, verzehrt werden, versinken in deinem Blick. Hassan, in neun Tagen komme ich zu dir nach Adana – nicht zurück, nein. Du wolltest mich nie, wie ich dich wollte, du [...]

‚Die Schwestern‘ von Jonas Hassen Khemiri

Die Uhr schlägt kurz vor 12 an Silvester vor dem Jahrtausendwechsel, als Ina, Anastasia und Evelyn in einem hippen Stockholmer Atelierhaus aufschlagen. Der Raum ist voll, die Party in vollem Gange. Junge und nicht mehr ganz junge Menschen feiern, tanzen, trinken und taumeln der Mitternacht entgegen. Es ist die Nacht, die Ausgangspunkt ihrer Geschichte sein [...]

Achtung, Theater! – ‚Bernarda Albas Haus‘ am SchauSpielHaus Hamburg

Ein Gastbeitrag von Patrick Presch Katie Mitchells Inszenierung von ‚Bernarda Albas Haus‘ am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg, gesehen im Rahmen des Berliner Theatertreffens 2025, entfaltet patriarchale Machtstrukturen als präzise, klinisch anmutende Studie. Alice Birchs Neufassung verdichtet das Stück zu einer universellen Parabel über internalisierte Unterdrückung – doch die ästhetische Strenge wirft Fragen nach der Balance zwischen [...]

‚Das Narrenschiff‘ von Christoph Hein

Auch wenn früher nicht alles besser war, – nur sehr viel Zeit ist seitdem vergangen – erinnert sich Yvonne Goretzka gerne an ihre ersten Jahre mit Johannes. Wie er sie ansprach, damals am Müggelsee kurz nach dem Krieg. Zuvorkommend war er, ein Aspirant und bereits Mitglied der Einheitspartei, Anwärter für Höheres. Überzeugt war Johannes von [...]

‚Wild nach einem wilden Traum‘ von Julia Schoch

Ein Foto von ihr und dem Katalanen gibt es nicht. Nicht aus jener Zeit und keiner zukünftigen. Sie ist nach A. gereist, lange bevor sie ihren Mann kennenlernte und Kinder bekam. Eingeladen ist sie zu einem kulturellen Retreat, zum Schreibsalon zwei Autostunden nördlich von New York. Irgendwo im nirgendwo diese bauliche Ansammlung amerikanischer Klischees, mit [...]

‚Freiheit‘ von Angela Merkel und Beate Baumann

Zunächst das Ziel klar benennen und den Inhalt in einen umfassenden Kontext stellen, im Anschluss folgen die Details. Hier also mein Fazit vorweg: Allen Unkenrufen zum Trotz ist Angela Merkels Biografie ‚Freiheit‘ eine kluge wie persönliche Retrospektive auf 70 bewegende Lebensjahre. Selbstredend und erwartbar melden sich vorwiegend männliche Kritiker zu Wort, ob Merkels rhetorischer Sprödheit [...]

‚Was du kriegen kannst‘ von Clemens Beckmann

Uta wächst nicht ungeliebt, nicht ungewollt auf. Allenfalls zu früh wurde sie in einem Dorf am Rande des Erzgebirges geboren. Wenige Jahre nach dem Krieg, noch vor den Verstaatlichungen der allermeisten Betriebe, erlebt sie eine vergleichsweise privilegiert Kindheit. Der Vater, Geschäftsführer und Kommunist, die Mutter als Köchin in der Großkantine tätig. Trotz ihrer Freundinnen hat [...]