Achtung, Theater! – ‚Warten auf Godot‘ am Berliner Ensemble

Das 1952 veröffentlichte Theaterstück „Warten auf Godot“ gilt als Höhepunkt des absurden Theaters. Samuel Beckett setzte mit seinem späteren Welterfolg einen Kontrapunkt zum Schrecken des Zweiten Weltkriegs mit knapp 75 Millionen Toten und Verheerungen allerorten. Die Vergeblichkeit des Seins nahezu ziellos zu verhandeln, in repetitiven Dialogen und zurückkehrenden Motiven, ist der Motor dieses Stückes, das [...]

‚Freiheit‘ von Angela Merkel und Beate Baumann

Zunächst das Ziel klar benennen und den Inhalt in einen umfassenden Kontext stellen, im Anschluss folgen die Details. Hier also mein Fazit vorweg: Allen Unkenrufen zum Trotz ist Angela Merkels Biografie ‚Freiheit‘ eine kluge wie persönliche Retrospektive auf 70 bewegende Lebensjahre. Selbstredend und erwartbar melden sich vorwiegend männliche Kritiker zu Wort, ob Merkels rhetorischer Sprödheit [...]

‚Nacht ohne Morgen‘ von Benoit d’Halluin

Glücklichsein, den Moment spüren, ihn zulassen und annehmen. Gerade darin ist Alexis großartig. Marc, der ihn vor wenigen Wochen an der Côte d'Azur kennengelernt hat, ist hin und weg. Tag für Tag inspiriert ihn diese Haltung und er verliebt sich in diesen schönen Mann. Seinen Mann, mit dem er ab sofort zusammenlebt. Der nun, zwei [...]

‚Von Norden rollt ein Donner‘ von Markus Thielemann

Jannes ist 19 Jahre alt. Im Grunde lebt er gerne in der Heide, in der Südheide um genau zu sein. Sie ist sein Zuhause und gleichermaßen seine Arbeit. Auf der Heide verbringt er tagein und tagaus mehr Zeit bei den Tieren, seinen Schafen, als daheim auf dem Hof. An die 40 Ziegen und 350 Schnucken [...]

‚Die Projektoren‘ von Clemens Meyer

Von Leipzig aus, von den Türmen der Irren-Hilfs-Heil- und Pflegeanstalt des Dr. Güntz, blicken Herr Dulle und Mister Schmidt, die beiden Dottores, hinab und hinüber über die Iron Mountains südöstlich, entdecken das sächsische Amerika und Dr. May, der ebenfalls in dieser Irren-Hilfs-Heil- und Pflegeanstalt des Dr. Güntz sein erhabenes Dasein fristen durfte. Ein großes, imposantes [...]

Achtung, Theater! – ‚RCE. #RemoteCodeExecution‘ am Berliner Ensemble

Eine ferne Zukunft oder das Leben im Hier und Heute? Alle Lebensabläufe und alle Prozesse sind der digital-kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen. Die westliche Zivilisation hat sich einer selbstgewählten Unmündigkeit unterworfen, deren autokratische Wertschöpfungsmechanismen von einer Wirtschaftselite der Superreichen bestimmt wird. Gut getarnt und mit den Mitteln der digitalen Welt entschließen sich fünf Nerds, den Neuanfang zu [...]

‚Bannmeilen‘ von Anne Weber

Oftmals bewegt man sich auf bekannten Pfaden. Der Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Supermarkt oder ins Theater. Viel weiter als in einem wohlbekannten Umkreis bewegt man sich im städtischen Umfeld selten. Wieso auch, könnte man fragen. Weil es immer und immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt und weil es sich lohnt, die eigene [...]

‚A wie Ada‘ von Dilek Güngör

Anfangen! Alle Freunde? Im Nachthemd! Eine Insel? Einmal oder zweimal? Locken bis zum Po? Nachmacherin! Ada ist keine Nachmacherin. Vielmehr eine Entschlossene, die manchmal verstummt, sich zurückzieht und ohne Reaktion aushält, standhält, einer Situation, oder Menschen. Sie vorbeiziehen lässt. Die sich an ihr abarbeiten, an Ada, diesem Mädchen mit dem Vater, der arbeitet und sich [...]

Achtung, Theater! – ‚Hund, Wolf, Schakal‘ am Gorki

Drei Dinge wünsche ich mir von Romanadaptionen: Die Theaterschaffenden sollten ihre Arbeit von der literarischen Vorlage emanzipieren. Sinnvoll wäre es auch, Handlungsstränge zu kondensieren und meist umfangreiche Texte zu reduzieren. Zudem sind Dialoge oftmals viel besser als monologe Prosa, sodass lebendige Figuren mit Persönlichkeit, Tiefe und Charakter entstehen können. Nach ‚Streulicht‘ und ‚Dschinns‘ hat Nurkan [...]