Als Mimo Vitaliani das erste Mal leibhaftig in Florenz steht, ist er erschlagen von dieser Stadt. Einer Stadt, deren Ecken ihn allesamt an Viola erinnern. Aus der sie spricht. Einer Stadt, deren Wissen er Viola zu verdanken hat über ihre Geschichte, ihre Schätze. Mimo, du Idiot, würde sie sagen, wäre sie bei ihm und läge [...]
Schlagwort: Luchterhand Verlag
‚Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne‘ von Saša Stanišić
Der Sommer gibt alles. Die Sonne knallt hinab auf die Stadt. Saša und seine Freund:innen haben sich auf die Hänge verzogen. Oben, in die Weinberge. Hier ist es kühler. Viel kühler als im Wohngebiet, wo kluge Planer vergessen hatten, Bäume mitzuplanen. Gesprächsthema sind die Familienurlaube. Klassisch nach Italien, sagt der eine. Ein anderer spricht von [...]
‚Der Sandkasten‘ von Christoph Peters
Kurt Siebenstädter ist die Stimme am Morgen. Als versierter Radiomoderator nimmt er tagtäglich von fünf bis neun kein Blatt vor den Mund. Auch wenn die Nächte früh enden, bisweilen kurz sind, Schiebenstädter fühlt sich als Journalist der Wahrheit und Neutralität verpflichtet. In diesen Zeiten kein leichtes Unterfangen bedankt man, dass die Republik dem zweiten Lockdown [...]
‚Zwischen Welten‘ von Juli Zeh und Simon Urban
Willkommen in der Besserungsanstalt Schütte! Schütte, ein Wenige-Seelen-Dorf zwischen Plausnitz und Bracken ist die neue alte Wahlheimat von Theresa. Holterdiepolter nach dem Tod ihres Vaters entschließt sich Theresa, zurückzugehen ins Brandenburger Nichts. Aufgebrochen ohne Rückfahrkarte nach Münster, wo sie mit Stefan eine WG bewohnt und vorgibt, Literaturwissenschaft zu studieren. Im Gegensatz zu Theresa beendet Stefan [...]
‚Das pinke Hochzeitsbuch‘ von Przemek Zybowski
Grau sind der Himmel und die Landschaft zu dieser Jahreszeit. Die Äcker gepflügt. Die Dörfer in Nebel gehüllt. Trauer hängt in der Luft. Gekleidet im langen Schwarz duckt sich Radomsko vor den Ankömmlingen aus Deutschland. Ausgereist sind sie, geflohen 1984, als viele dem lockenden Klang des Westens folgten. Nun kommen sie wieder: der Sohn, die [...]
‚Über Menschen‘ von Juli Zeh
Sie steht auf ihrem Flurstück und schaut. Sie, Dora, Neudörflerin. Dora beschließt, dass aus bloßem Schauen nichts werden kann. Wer zu viel grübelt, leistet nichts, schöner Wahlspruch im Charlottenburger Rathaus. Heute wird also gebrackt. Es wird ordentlich gebrackt und ihr Flurstück mit dem alten Gutsverwalterhaus bietet viel Spielwiese zum Bracken. Nochmal kräftig bracken, denkt Dora. [...]