‚Die Schwestern‘ von Jonas Hassen Khemiri

Die Uhr schlägt kurz vor 12 an Silvester vor dem Jahrtausendwechsel, als Ina, Anastasia und Evelyn in einem hippen Stockholmer Atelierhaus aufschlagen. Der Raum ist voll, die Party in vollem Gange. Junge und nicht mehr ganz junge Menschen feiern, tanzen, trinken und taumeln der Mitternacht entgegen. Es ist die Nacht, die Ausgangspunkt ihrer Geschichte sein [...]

‚Als wir Schwäne waren‘ von Behzad Karim Khani

Hier schaut es aus, wie sich die Sozialdemokratie einst eine gute Zukunft für alle vorstellte. Eine Hochaussiedlung wie viele aus den 70er Jahren, nicht bau-, aber typengleich. Wo aseptischer Beton zu löchrigem, ranzigem Mauerwerk wurde. Hier lebt Reza. Geboren im Iran, kam er mit neun Jahren nach Bochum. Seine Mutter ist Soziologin, sein Vater Schriftsteller. [...]

Achtung, Theater! – ‚Ciao‘ am Gorki

Faktisch gibt es jährlich zwei Phasen des großen Rückblicks: Zwischen den Jahren, der mit einem Kater am 1. Januar endet, und vor der Sommerpause, in der die Institutionen, von Kita bis Staatsoper, Ciao du schöne Zeit voll Glück an die Strandmuschel faxen. Bei der Spielzeitplanung hatte das Gorki beschlossen, kurz vor den großen Ferien nochmal [...]

‚A wie Ada‘ von Dilek Güngör

Anfangen! Alle Freunde? Im Nachthemd! Eine Insel? Einmal oder zweimal? Locken bis zum Po? Nachmacherin! Ada ist keine Nachmacherin. Vielmehr eine Entschlossene, die manchmal verstummt, sich zurückzieht und ohne Reaktion aushält, standhält, einer Situation, oder Menschen. Sie vorbeiziehen lässt. Die sich an ihr abarbeiten, an Ada, diesem Mädchen mit dem Vater, der arbeitet und sich [...]

Achtung, Theater! – ‚Hund, Wolf, Schakal‘ am Gorki

Drei Dinge wünsche ich mir von Romanadaptionen: Die Theaterschaffenden sollten ihre Arbeit von der literarischen Vorlage emanzipieren. Sinnvoll wäre es auch, Handlungsstränge zu kondensieren und meist umfangreiche Texte zu reduzieren. Zudem sind Dialoge oftmals viel besser als monologe Prosa, sodass lebendige Figuren mit Persönlichkeit, Tiefe und Charakter entstehen können. Nach ‚Streulicht‘ und ‚Dschinns‘ hat Nurkan [...]

‚Natürlich kann man hier nicht leben‘ von Özge İnan

Immer ist es die Frage der Kinder nach dem Warum. Und der Wunsch, das zu bekommen, was man nicht hat. Als ob die Deutschen keine Probleme hätten, sagt Emre zu seiner fünf Jahre jüngeren Schwester Nilay. Du bist hier geboren, eine Kartoffel bist du. Was weißt du schon von der Türkei? Nilay sprang auf, rannt [...]

‚Es ging immer nur um Liebe‘ von Musa Okwonga

Stell dir vor, du bist in dieser großen Stadt. Du bist sicher, dass das, was du machst, das Richtige ist. Du hast dich entschieden, über Dinge zu schreiben, die nicht gut laufen in der Welt. Dass du Journalist bist, ist deine Passion. Du deckst auf, prangerst an und gibst denen eine Stimme, die keine haben [...]

‚Unser Deutschlandmärchen‘ von Dinçer Güçyeter

Nettetal, du verschlafene Schönheit mit weiten Wiesen, Wäldern, schwungvoll seichten Hügeln. Geschrieben steht es im Prospekt des Tourismusvereins. Werbung, PR, als noch niemand den Begriff kannte. Vor zehn, 20, 40 Jahren rauchten hier Schlote. Stechuhren klicken, nicht die Fotoapparate. Yilmaz hat Nettetal gewählt, als alle versprachen, dort gäbe es Arbeit. Yilmaz und Fatma gehen. Das [...]

Achtung, Theater! – ‚Dschinns‘ am Gorki

Die Familie versammelt in Hüseyins Ruhesitz. Bewohnt hat er ihn nie. Doch sein Traum war er immer. Sein großer Traum nach den vielen Jahren in diesem herzlosen, kalten Land. Zum Vorruhestand, der sich nie früh anfühlte, wollte Hüseyin zurück in die Türkei. Eine eigene Wohnung in Istanbul, Eigentümer sein. Mit Emine den Lebensabend über den [...]