‚Eine Liebe in Neapel‘ von Heddi Goodrich

Neapel sehen und sterben? Kein Leitspruch für Heddi, die als Austauschstudentin ihr Herz an und in Neapel verlor. Als US-Amerikanerin ist Heddi besonders, vielleicht sogar eine Erscheinung zwischen Luca, Pietro und all den anderen Jungs der Clique. Einer Clique, einer WG, einer eingeschworenen Gemeinschaft, die nichts – oder nur sehr wenig – aus der Ruhe bringt und bringen kann. Unbekümmert und einigermaßen sorgenfrei leben sie ihr Leben im Spanischen Viertel, als der Scirocco Saharasand und Saharahitze durch das verwobene Netz an engen Gassen weht.

Nicht nur Heddi nimmt in ‚Eine Liebe in Neapel‘ die Protagonistinnenrolle ein. Auch Pietro, der gleich zu Beginn durch Gewitztes Heddis Aufmerksamkeit gewinnt. Mehr noch. Denn Heddi weiß recht schnell, was sie will und zwar sofort. Doch wie so oft nach dem dritten, vierten Glas Rotwein geht auch im Leben so manches daneben. Nach dieser Skizze hebt sich der Vorhang und eine Liebe in Neapel nimmt ihren Lauf, während der Scirocco Saharasand und Saharahitze durch die engen Gassen Neapels weht.

‚Eine Liebe in Neapel‘ ist Romanze und gleichzeitig mehr als nur Schmonzette am Abendhimmel. Ähnlich wie in meinem geschätzten Alltags- und Reisebericht ‚Italien in vollen Zügen‘ von Tim Parks, lässt die Autorin Heddi Goodrich ihre Erinnerung an Italien, die widerstreitenden Provinzen und insbesondere an den metropolitanen Underdog Neapel kundig einfließen. Selbstredend ist es keineswegs irrelevant, ob du aus dem Norden oder dem Süden kommst. Also von Hause aus Mafiosi, Bauer oder Priester wirst und es außerordentlich unwahrscheinlich ist, auszubrechen. Pietro versucht es. Er versucht es als Student in Neapel mit Heddi aus einem Land, in dem Cola, Milch und Honig fließen.

Wer Italien liebt und Jugendromane mag, sollte die 541 Seiten lesen. Auch wer Italien nicht liebt und andere Genres bevorzugt, sollte ‚Eine Liebe in Neapel‘ lesen. Manchmal seicht und manchmal arg konstruiert ist Goodrichs Erinnerungsroman an ihr Leben im Schatten des Vulkans am Ende des letzten Jahrtausends eine lesenswerte Sommerlektüre. Gefällig plätschernd und an heißen Abenden erfrischend, während der Scirocco Saharasand und Saharahitze durch die engen Gassen Neapels weht.

  • Gelesen im August 2020
  • Recht herzlich danke ich dem btb Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

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